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Le blog de la terminale ABIBAC du lycée Jean Monnet
9 février 2015

Der Spaziergang von Rohstock nach Syrakus - Kapitel 12 - Textanalyse

Seiten 106 - 109 "Sechs Wochen arbeitete er, eine Woche hier, eine Woche da,  ..." --> "...bald für die Mühen von sieben Jahren belohnt zu werden."

 

 

  1. Fassen Sie den vorliegenden Textauszug kurz zusammen und ordnen Sie ihn in den Handlungsverlauf des Romans ein. (8 Punkte)

 

  1. Analysieren Sie die Textstelle unter Berücksichtigung der inhaltlichen, erzählerischen und stilistischen Aspekte. Gehen Sie dabei besonders auf die innere Verfassung des Protagonisten sowie auf seine Sicht Westdeutschlands ein. (16 Punkte)

 

  1. (…), aber mit Abendland und Seume darf Paul nicht kommen.“ (Z.16). Erläutern Sie die leitmotivische Funktion Johann Gottfried Seumes in Delius‘ Roman.

(12 Punkte)

 

  1. Man reist ja nicht um anzukommen, sondern um zu reisen“. Kommentieren Sie dieses Zitat von Goethe und beziehen Sie es sowohl auf Paul Gompitz als auch auf ihren eigenen Erfahrungshorizont. (10 Punkte)

 

 

 

 

 

  1. Frage 1: Der heimliche Intellektuelle, Lebenskünstler und Kellner Paul Gompitz aus Rostock in der DDR beschließt Anfang der Achtziger Jahre, seinen Lebenstraum zu verwirklichen, und auf den Spuren seines Vorbildes Johann Gottfried Seume, Autor des Buches „Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802“, in ebendiese italienische Stadt zu reisen. Aber für einen DDR-Bürger scheint dies ein unmögliches Unterfangen. Paul versucht es mit allen legalen Mitteln, ohne Erfolg. Seine einzige Chance ist eine Flucht über die Grenze, wobei er sein Leben riskiert. Dabei will der heimatverbundene Gompitz, der sich gerne mit Faust vergleicht, nach vollbrachtem Abenteuer auf jeden Fall in die DDR zurückkommen, schon allein wegen seiner Frau Helga, die er nicht in seine Pläne einweiht; einerseits, weil sie seine Träume eher spöttisch belächelt, andererseits, weil er sie vor den Verhören der STASI, der berüchtigten Geheimpolizei der DDR, schützen will. Der erste Teil des Buches, der sieben Jahre umfasst, berichtet von Pauls akribischen Vorbereitungen. Zwei Dinge stehen dabei im Vordergrund: Er hat unter anderem durch Trinkgelder Westgeld gesammelt, welches er vor seiner Ankunft in den Westen bringen muss, um seine Reise finanzieren zu können. Und er muss segeln lernen, denn er stellt fest, dass eine Flucht über die Ostsee die praktischste und auch am niedrigsten bestrafte Variante ist. Trotz mancher Rückschläge, Zweifel und einigen Konfrontationen mit der Stasi gelingt Paul schließlich die abenteuerliche Flucht mit seinem Segelboot nach Dänemark. Von dort erreicht er die Bundesrepublik, wo er eine Weile arbeitet, sich aber nicht heimisch fühlen kann.

Als er erfährt, dass es seiner Frau wegen seines Weggangs sehr schlecht geht, verkürzt er die für mehrere Monate geplante Italienerkundung auf sechs Wochen, fährt über Triest, Venedig und Rom nach Syrakus, und besichtigt auf dem Rückweg unter anderem die Städte Parma und Mantua. In Mantua erlebt er den emotionalsten Moment seiner Reise, als er die Ouvertüre der Oper „Rigoletto“ hört, die ihn an einen Film aus seiner Jugendzeit erinnert. Er kann dennoch die italienische Atmosphäre nicht wirklich genießen, aus Heimweh und Sorge um seine Frau. Deshalb begibt er sich, so schnell er kann, wieder in die DDR zurück. Er wird von der STASI erwartet und für einige Wochen in ein Lager gebracht, ehe er wieder auf freien Fuß gesetzt wird und kurz vor dem Mauerfall in sein altes Leben zurückkehrt, in dem sich die Beziehungen inzwischen etwas verschoben haben.

Der Textauszug befindet sich im zweiten Teil des Buches, kurz nach Pauls Flucht, als er versucht, in der Bundesrepublik zu arbeiten, um sein Reisebudget aufzustocken. Das Hauptthema dieses Textes ist die Enttäuschung über die Atmosphäre im Westen und die selbstzufriedene Mentalität der Bundesbürger, die ihn spüren lassen, dass er als DDR-Bürger ein Mensch zweiter Klasse ist.

 

 

 

2) Frage 2

Aufbau des Textauszugs / Erzählperspektive:

Erster Teil: Reflexionen, Gedanken, Gefühle > Aufenthalt in der BRD > in weiten Teilen als erlebte Rede gestaltet: Der Leser kann sich gut in Paul hineinversetzen

Zweiter Teil: Die Handlung setzt wieder ein > Besuch des Freundes, Aufbruch nach Italien > auktorialer Erzähler

 

Pauls innere Verfassung:

- Enttäuschung: ständig wechselnde Arbeitsstellen, keine Stabilität, findet nur Gelegenheitsarbeiten, anstrengend

- wird betrogen und ausgenutzt: das kapitalistische System ist perfide und kompliziert, wegen des Profitdenkens wird keine Rücksicht genommen

- Kontakt zu Einheimischen schwierig: keine gemeinsamen Gesprächsthemen, unterschiedliches intellektuelles Niveau (mangelnde Bildung der westdeutschen Gelegenheitsarbeiter), kein Interesse an Pauls Geschichte, Erfahrungen, Herkunft usw. / auch seine Reisepläne interessieren niemanden > Italien = banal / Saturiertheit der BRD-Bürger

- Vergleich mit dem Osten: in allen Berufen gibt es interessante Leute mit Bildung / soziale Schichten nicht so klar getrennt wie im Westen / Unterschied geringer

- Einsamkeit, fühlt sich isoliert und unverstanden, fremd und nicht willkommen

- Sehnsucht nach Helga: telefoniert häufig mit ihr

- Minderwertigkeitsgefühle: „ich bin hier nichts“ (Z.25) / „Untermensch“ (Z.25) > Hyperbel + Nazi-Jargon > unterstreicht die Intensität dieses Gefühls

- Fremdheit: man merkt ihm seine Herkunft sofort an > Kleidung, Sprache, Verhalten / wird betont, wenn er in der dritten Person von sich spricht bzw. seine Herkunft betont: „der Rostocker Sachse“ (Z.12), „als Sachse mit Bart“ (Z.25)

- Desillusionierung: glaubte, den Westen zu kennen / bewunderte und beneidete das politische und wirtschaftliche System > Realität: Unzufriedenheit trotz des Wohlstands, Lug und Betrug

- stellt seine Eindrücke / seine Objektivität kritisch in Frage > Reihe von Fragen Z. 34 f.: Das Heimweh beeinflusst vielleicht seine Wahrnehmung, lässt die Dinge negativer erscheinen, als sie es wirklich sind

- hat das Gefühl, überflüssig und nicht willkommen zu sein > Reihe von Ausrufen, die er den BRD-Bürgern in den Mund legt (Z.40 f.): Sie leben in einer perfekten, jedoch hermetisch abgeschlossenen Welt, in der Paul nur ein Störfaktor ist

 

Aufbruch nach Italien:

- Die Handlung setzt wieder ein (Z. 45 f.): Besuch des Freundes aus Rostock, Neuigkeiten von Helga > Paul macht sich Sorgen: Auslöser / willkommener Grund für einen schnellen Aufbruch nach Italien < verkürzt seine Reise um 9 Monate

- Sprache: kurze Sätze, Parataxe > unterstreichen die Eile des Aufbruchs

- Chronik: genaue Zeitangaben (Z.53, Z.60), Ortsangaben (Z.51, Z.60), chronologische Handlung

- Ambivalenz seiner Gefühle: einerseits hat er es eilig, wieder nach Hause zu kommen, andererseits ist er glücklich, nach Italien zu reisen und damit seinen Traum zu erfüllen

 

Frage 3: (…), aber mit Abendland und Seume darf Paul nicht kommen.“  Erläutern Sie die leitmotivische Funktion Johann Gottfried Seumes in Delius‘ Roman.

- Anspielung auf Seumes Reisebericht („Spaziergang nach Syrakus im Jahre 1802“) im Titel („Spaziergang von Rostock nach Syrakus)

- Gompitz hat Seumes Reisebericht in der Schule gelesen

- Gompitz will Seumes Spuren folgen, benutzt seinen Reisebericht als Reiseführer

- betont die Gemeinsamkeiten mit Seume: auch Seume war Sachse, stammte aus einfachen Verhältnissen, war ein Intellektueller, kann sich zunächst beruflich nicht verwirklichen, Konflikt mit den Autoritäten

- gemeinsame Charaktereigenschaften Seume – Gompitz: tatkräftig, entschlossen, zielstrebig, beobachten mit hellem Verstand, beurteilen ihre Eindrücke, kritischer Blick auf politische und gesellschaftliche Verhältnisse

- wie Seume schreibt Gompitz einen Reisebericht, allerdings in Form von Briefen an Helga und an Freunde

- Identifikation mit dem Zitat von Seume: die Reise als der „erste ganz freie Entschluss von einiger Bedeutung“

- Unterschiede zu seinem Vorbild Seume: wegen seines Fluchtweges über die Ostsee kann Paul erst ab Wien den Spuren Seumes folgen / Gompitz geht nicht zu Fuβ

 

> permanenter Rekurs auf Seume

> die Analogie der Helden beider Texte wird immer wieder hervorgehoben

 

 

Frage 4: Man reist ja nicht um anzukommen, sondern um zu reisen“. Kommentieren Sie dieses Zitat von Goethe und beziehen Sie es sowohl auf Paul Gompitz als auch auf ihren eigenen Erfahrungshorizont.

 

- Bedeutung des Zitats: Das Reiseziel ist nicht so wichtig, sondern die Eindrücke und Erfahrungen, die man auf der Reise macht

- Unterschiede im Reisen früher / heute:

früher (zur Zeit Goethes): zu Fuβ, zu Pferd oder mit der Kutsche: die Reise an sich war ein Erlebnis, dauerte lange, viele Etappen, viele Begegnungen, Eindrücke. Bsp: Goethes Italienreise > fast zwei Jahre unterwegs, Interesse für die Antike, aber auch Flucht aus dem Alltag, Suche nach neuer Inspiration > man gewinnt durch das Reisen Abstand, kann sein Leben aus einer neuen Perspektive betrachten

heute: Auto, Bahn, Flugzeug > schnelles Erreichen des Reiseziels, die Reise an sich kaum ein Erlebnis

- Paul Gompitz: längere Reise, viele Eindrücke > kann sein Bild vom Westen geraderücken / hat seinen Traum verwirklicht: eine Reise nach Italien zu machen > Selbstbewusstsein, tiefe Befriedigung / Reiseziel an sich nicht so wichtig (teilweise ist er ziemlich enttäuscht, zum Beispiel in Rom „ein Albtraum“)

- eigene Erfahrungen und Meinung des Schülers zu dem Zitat

 

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