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Le blog de la terminale ABIBAC du lycée Jean Monnet
2 février 2015

Der Spaziergang von Rohstock nach Syrakus, C.F. Delius - Kapitel 8

Exemple de sujet-type: Téléchargement au format DOC:Kapitel_8_Korrektur_und_Blogeintrag (Fragen 1 und 2) Kapitel_8_Korrektur_und_Blogeintrag (andere Fragen)

F.C. Delius : „Der Spaziergang von Rostock nach Syrakus“, S.63-66 [„Am 25. Jahrestag des Mauerbaues … Angenehm, mal wieder die Wohnung für mich zu haben.“]

 

Frage 1: Stellen Sie den vorliegenden Text und seinen Autor vor. Fassen Sie den Auszug kurz

zusammen und ordnen Sie ihn in den Gesamtzusammenhang der Erzählung ein.

1. C.F. Delius = zeitgenössischer, deutscher Autor. Sohn eines Pfarrers, konfliktreiche Vater-Sohn-Beziehung. Stottern als Kind, jedoch Liebhaber der Sprache. Vielseitiges literarisches Schaffen, deckt Missstände auf. Berühmt u.a. für „Der Tag, an dem Weltmeister wurde“ + „Die Birnen von Ribbeck“, Buch, das ebenfalls in der DDR spielt. Leben zwischen Rom und Berlin.

 

Der Spaziergang = Roman über Paul Gompitz, Kellner, Hauptperson, der – in der DDR ansässig – auf den Spuren Johann Gottfried Seumes einmal nach Syrakus auf Sizilien möchte und zurück. Die Reise nach Syrakus stellt einen Lebenstraum dar, den er auf jeden Fall verwirklichen will. Eigentlich geht es Paul Gompitz in der DDR gut: Er verdient genügend Geld als Kellner an der Ostsee, einer Region, die er selbst das “Paradies” nennt. Doch ihn plagt die Italiensehnsucht und er möchte, wie sein Vorbild Johann Gottfried Seume, der in der Erzählung als immer wiederkehrendes Leitmotiv dient, nach Syrakus aufbrechen. Gompitz versucht auf legalem Weg die DDR zu verlassen, doch obwohl er beteuert nur eine Bildungsreise machen und wieder in die DDR zurückkehren zu wollen, werden seine Ausreiseanträge abgelehnt. Er fasst daher den Entschluss trotz des Risikos eine Flucht mit einem Segelboot über die Ostsee vorzubereiten. Dazu benötigt er viel Geduld, Erfindungsreichtum und List.

 

Delius' reales Vorbild ist Klaus Müller, der zu DDR-Zeiten die gleiche Reise unternommen hat. Delius beruht sich auf einen Artikel, der nach der Wende in der Ostsee-Zeitung erschienen war und der von dieser Begebenheit berichtet. Der Leser begleitet Paul Gompitz bei seinen Reisevorbereitungen und seinen Bemühungen, den „Eisernen Vorhang“ zu durchbrechen, sowie bei der Verwirklichung der Reise, seiner Ankunft in Italien und der Rückkehr in Rostock bei seiner Frau Helga. die über das Vorhaben nicht von ihrem Mann informiert wurde, um ihr Schwierigkeiten zu ersparen. Nach siebenjähriger Vorbereitung gelingt ihm 1988 mit einem kleinen Segelboot die illegale Ausreise nach Dänemark. Nach ernüchternden Erfahrungen in der BRD und Italien, kehrt Gompitz schlielich früher als geplant mit unvergesslichen Erinnerungen aus seiner “Bildungsreise” in die DDR zurück.

 

 

 

 

 

 

 

Der vorliegende Auszug ist dem Anfang des Romans entnommen (8. Kapitel). Die erzählte Zeit seit dem Anfang des Romans umfasst 5 Jahre, denn hier wird die Handlung „am 25. Jahrestag des Mauerbaues“ (S.63) festgemacht, d.h. am 13. August 1986. In der Tat beginnt der Roman im Jahre 1981. Paul Gompitz, die Hauptfigur, hat inzwischen den Segelschein bestanden und seine Flucht in den Westen bis ins Detail vorbereitet, sich ein Boot beschafft und getarnt sowie Geld gespart. Worauf er wartet, ist der richtige Wind, der ihm zur Flucht über Dänemark verhilft, von wo aus er sich über Westdeutschland in Richtung Italien begeben will. Hier beschreibt der Erzähler nun den 13. August 1986, den Paul in Hiddensee an der Ostsee verbringt. Dabei verfolgt er die Gedenkfeier in Ost und West im Radio. Er begegnet am FKK-Strand drei Stasi-Mitarbeitern, denen er versichert, die DDR über alles zu lieben und die daraufhin von ihm ablassen. Der Wind steht günstig und schon meint der Leser, Paul Gompitz würde die DDR verlassen, jedoch ändert er seine Pläne, da die Küste an besagtem Datum besonders überwacht wird. Paul genießt sein Leben in Ostdeutschland, nur bereut er eben das Fehlen der Reisefreiheit, was ihm seine Reise nach Italien verwehrt. Seine Frau Helga weiht er nicht in seine Pläne ein, um ihr Schwierigkeiten zu ersparen. Diese "Heuchelei" könnte letzendlich aber auch ihre Beziehung gefährden.

 

Frage 2: Untersuchen Sie das Verhalten und die Argumentation der Hauptfigur unter Berücksichtigung von Inhalt, Form und Wirkungsabsicht.

Mann kann linear oder thematisch verfahren, aber eine Analyse sollte folgende Punkte enthalten:

Eine Gliederung:

- Hier lassen sich 3 ungleich lange Teile unterscheiden, die sich vor allem durch die Chronologie voneinander unterscheiden.

1) Am 13.8.1986: Anekdote am FKK-Strand von Hiddensee. Er bekennt den Stasi-Mitarbeitern seine Liebe für seine Heimat.

2) Er erkennt kurz darauf, dass die Wetterlage optimal für seine geplante Flucht wäre .

3) Im Herbst darauf wird ihm und der Leser klar, dass er trotz seiner Lust auszureisen auch an der DDR hängt. Seine Liebe zu Helga wird ihm ebenfalls bewusster.

 

Paul Gompitz:

- Ein Mann, der eine innere Ruhe, eine tiefe Gelassenheit gewonnen hat: Er ist nicht der Gefangene, der hektisch seine Flucht vorbereitet und sich vor lauter Unruhe jederzeit verraten könnte. Er nimmt auch nicht an den Feierlichkeiten teil. Er zieht es vor, in aller Ruhe am Strand zu liegen, was ihn verdächtig machen könnte. Aber ohne diese Ruhe würde er die Begegnung mit der Stasi nicht ertragen. Das Beobachten gehört zu seinem Plan.

 

- Ein Mann, der Humor besitzt: Das Lächerliche der FKK-Strand-Szene gewinnt die Oberhand. Einerseits liegen Badegäste, darunter Gompitz, am FKK-Strand, was zu der Kultur der DDR gehört, andererseits durchsuchen Stasileute diesen Strand und sind trotz ihrer Nacktheit deutlich zu identifizieren. Ihr Auftreten verrät sie (sie kommen angestiefelt, erteilen sich verstohlen aber deutlich für alle Befehle, suchen nach verbotenen Luftmatratzen und sind barsch im Umgang zu anderen) sowie ihre Inkompetenz: Sie sehen nicht, dass Paul Gompitz an diesem Tag des Jubiläums des Baus der Berliner Mauer sowohl Ost- als auch Westradio hört, obwohl es verboten ist. Genauso wenig erkennen sie in ihm, einen Bürger, der seine Republikflucht vorbereitet. Da weiß der Leser mehr als die Stasi selbst. Diese lächerliche Szene erreicht ihren Höhepunkt, als Paul dem Stasi-Offizier das Loblieb auf die Ostsee-Küste und damit die DDR singt . Diese Szene spielt aber auf mehreren Ebenen: Auf der ersten Ebene ist sie deshalb lächerlich, weil Paul Gompitz genau weiß, dass er dabei ist, seine Flucht vorzubereiten, aber er ist sich so sicher, dass er der Stasi in die Augen sehen und das Gegenteil behaupten kann, ohne als Lügner entlarvt zu werden. Andererseits wird nach dieser Szene klar, dass seine Liebe zur Ostsee und zu seiner Heimat ehrlich ist und die Motivation für seine Rückreise sein wird.

 

- Ein ehrlicher Mann: Genauso wie er ehrlich seine Heimat lobt, genauso ehrlich möchte er seine Italienreise vornehmen. Diese Ehrlichkeit ist sozusagen sein gutes Recht und entlarvt die Lächerlichkeit des Ausreiseverbots.

 

- Ein selbstsicherer Mann, der sich nicht beeindrucken lässt: Nach dem Auftritt der Stasi-Patrouille wird die „Flotte von Küstenwachbooten“  beschrieben. Das Wortfeld der Armee überwiegt („Flotte“, „patrouillieren“, „versperren“, „Grenztruppen“, „Kasernen“, …) überwiegt. Aber Paul Gompitz lässt sich diesmal auch nicht einschüchtern und seine Antwort auf den Satz „gerade am Jubiläumstag des "Antifaschistischen Schutzwalls" (ironische Übernahme des propagandistischen DDR-Vokabulars) wollen sie nicht von einem Grenzdurchbrecher blamiert werden“  lautet mit dreifacher Anapher „In dieser Nacht würde er die Schleife um den Süden der Insel herum schaffen. In dieser Nacht würde er den Bewachern direkt vor die Kanonen segeln. Diese Selbstsicherheit ist seine Stärke. Seine Strategie mag an den Kampf von David gegen Goliath erinnern, es ist der Kampf des Einzelnen gegen die große Macht des Staates, aber da es auch um Strategie geht, um ein Katz und Maus-Spiel. List gehört dazu und eine schelmische Art ist zu erkennen

 

- Ein Mann, der gebildet ist: Er spielt explizit auf die Mythologie (Odysseus war ja auch ein listiger Reisender)  und implizit auf Goethes Faust an. „Hier findet der Mensch zu sich selbst“  erinnert an Fausts Worte „Hier bin ich Mensch, hier kann ich es sein“.

 

- Ein ambivalenter Mann: Er ist zugleich von Fernweh und Heimweh beherrscht. Er liebt auch seine Frau und sagt ihr nichts. Hier hat der Leser die Begründung für dieses Verhalten: Er möchte sie nicht gefährden. Andererseits kann man ihn als Egoisten einstufen, aber auch darin ein Bild der Gesellschaft sehen, die von der Stasi beherrscht wird: Sogar Eheleute müssen sich voreinander in Acht nehmen.

 

 

Zur Form:

- eine einfache Erzählperspektive aus dem Mund eines personalen, manchmal aber auch auktorialen Erzählers (Gefühle von Helga am Ende der Passage, die natürlich auch von Paul bekannt sein können)

- Er-Form, die zum Teil Pauls innere Stimme sein könnte.

- die Kohäsion entsteht durch die gleichzeitige Beschreibung der Hauptfigur und der Ereignisse. Dies unterstreicht auch die Tatsache, dass Pauls gesamtes Leben von diesen Fluchtgedanken beherrscht wird.

- keine uniforme Zeitlinie / Zeitsprünge

- eine nüchterne, sachliche Sprache im Dienste der Handlung / eine Chronik

- keine Gefühlsausbrüche

- zahlreiche parataktische Sätze (also Hauptsätze mit einfachem Satzbau, z.B. durch "und" oder "aber" verbunden , wenig Nebensätze) 

- Tempus: historisches Präsens, das die Chronik authentisch macht

- direkte Rede macht die Chronik lebendiger

- innere Stimme, die dem Leser Einblick in die Gedankenwelt und Gefühlslage der Hauptfigur vermittelt

- Aufzählung

- Metapher

- Anapher

 

Zur Wirkungsabsicht

- Humor und Lächerlichkeit der Stasi: Eine der lustigsten Stellen des Romans

- Betonung von Pauls Überlegenheit, die zum Teil auch bei den Erlebnissen nach seiner Verhaftung an der Grenze im Gefängnis entstanden ist.

- Bekräftigung, Vorwegnahme  (Antizipation) von Pauls Heimweh, das am Ende der Geschichte im Vordergrund stehen wird. 

 

 

FRAGE 3: Erläutern Sie anhand des vorliegenden Textes und des ganzen Werkes, ob Paul Gompitz als Schelm, als Dissident oder noch als Stellvertreter des DDR-Bürgers zu betrachten ist.

 

  • Man soll zuerst definieren, was den traditionellen literarischen Schelm charakterisiert und Beispiele nennen:  Eulenspiegel, Simplicius Simplicissimus (Grimmelshausen) , Der brave Soldat Schwejk (Jaroslav Haslek), Don Quijote (Cervantes)

  • Duden: Roman, dessen Held sich alsUmhergetriebener niederer Abkunft mit allen Mitteln, Listen und Schlichen durchs Leben schlägt
    Niedrige (niedere) Herkunft: Gompitz steht stellvertretend für das kleine Volk, auch wenn er sich für gebildet hält und die Propaganda des "Arbeiter- und Bauernstaates" (also der DDR) heuchlerisch  das Ende der Klassengesellschaft ankündigte. Seine Sebstbezeichnung als " abgestürzter Intellektueller" und jobbender Kellner macht seine Situation deutlich: am unteren Ende der Machtskala.

  • Schelmischer Charakter = der Trotz, die Listigkeit, die Unbeirrbarkeit

    • Gompitz besitzt diesen Charakter. Dadurch scheint dieser einfache Kellner dem Stasiapparat überlegen.

    • trotz aller Risiken hält er unbeirrbar an seinem Ziel Italien fest (Bsp : Stasispitzel sind omnipräsent, er riskiert eine Haftstrafe, er kann bei der Flucht getötet werden)

    • verhält sich listig (Bsp : Informationssammlung in verschiedenen Büchereien zum Radar, Färbemitteleinkauf fürs Tarnsegel, Geldtransfert per Grukarte, Reisen in die CSSR, etc.)

    • schelmisches Verhalten (Bsp : Textauszug : Eloge Hiddensees gegenüber den Stasibeamten, Verhöre mit dem Stasibeamten bei seiner Rückkehr aus Italien und Inhaftierung)

    • Charakter des Schelmischen kommt auch in der Sprache zum Ausdruck
       insbes. durch die gewählte Erzählhaltung und Figurenrede: personaler Erzähler in der Innenperspektive Gompitz und innere Monologe der Hauptfigur machen seine humorvolle, ironische Haltung deutlich

  • Er handelt nicht nach dem « gesunden Menschenverstand » (Bsp: Textauszug: riskiert sein Leben, obwohl es ihm eigentlich gut geht, nur um eine Reise zu machen und wieder zurückzukehren!)
     wirkt subversiv

  • doch entlarvt er gerade dadurch, wie unvernünftig die politischen Verhältnisse sind (Bsp: wie absurd das Ausreiseverbot ist) und hält die Mächtigen zum Narren (Bsp: Sicherheitsbriefe, Gespräch mit stasibeamten in der Ständigen Vertretung in Bonn)

  • Stilistisch : Kontrast zwischen einem ernsten Thema und der humorvollen Präsentation (v.a. sprachlich)
     der Wechsel zwischen Lachen und zorniger Kritik am DDR-Staat ist typisch für Schelmenromane



 FAZIT: PAUL Gompitz hat zweifelsohne schelmische, schalkhafte Züge. Er verkörpert den kleinen Mann aus dem Volk, der es gegen die Macht aufnimmt und es ihr zeigen will … und sie besiegt. Es ist auch der Kampf von David gegen Goliath. Er spielt wie Max und Moritz der Macht einen Streich, hat eine Lücke, eine Schwachstelle im System gefunden.

 

- Aber er hat insgesamt (abgesehen von diesem Auszug) weniger Humor als ein Schelm und der Autor spottet auch nicht über ihn, also kann man ihn nur z.T. mit Don Quijotte von Cervantes, mit „Simplicius Simplicissimus“ von Grimmelshausen oder mit „Der brave Soldat Schwejk“ von Hasek vergleichen.

- Das Vorbild für Gompitz, Klaus Müller, sieht sich nicht als einen modernen Schwejk.

- Man kann ihn auch einfach als einen Außenseiter sehen oder als einen, der den Traum verwirklicht, den viele im Kopf haben.

 

Als Dissident (Andersdenkender) in einer Diktatur kann er nicht betrachtet werden, da er seine Meinung nicht laut zum Ausdruck bringt und er handelt für sich und nicht stellvertretend für die anderen. Er kann zum Beispiel nicht mit Wolf Biermann oder Robert Havemann verglichen werden.

 

Paul Gompitz als durchschnittlichen DDR-Bürger?

Er kennt sein Land gut, auch seine Tücken, hat eine Fassade und eine private Seite (Spaltung der Persönlichkeit in den Diktaturen). Er hat Fernweh, dies vielleicht um so mehr, weil er nicht reisen darf.

Aber er wagt mehr als seine Mitbürger. Er setzt sein Leben für seinen Traum aufs Spiel.

 

FRAGE 4:„Ihm fehlt nichts, außer der übrigen Welt. Nichts, außer einem Ziel, Italien. Nichts, außer einem zweiten Ziel, von Italien wieder zurückzukehren (…).“ Erläutern Sie dieses Zitat, das Gompitz charakterisiert. Können Sie den Wunsch der Hauptperson verstehen? Setzen Sie sich dabei mit dem Thema Reisesehnsucht kritisch auseinander.

Es wurde gezeigt, dass Paul Gompitz seine Heimat über alle Maßen liebt. Jedoch hat er einen Wunsch, nämlich den Spuren seines Vorbildes Gottfried Seumes zu folgen. Der Erzähler lässt den Leser wissen : „Ihm fehlt nichts, außer der übrigen Welt. Nichts außer einem Ziel, Italien. Nichts, außer einem zweiten Ziel, von Italien wieder zurückzukehren“ . Gompitz ist fast wunschlos glücklich, jedoch kann er die Eingrenzung, die Einschränkung der Reisefreiheit nicht ertragen. Er, der „ohne Italien nicht in die Kiste“ will, das heißt nicht sterben will, ohne einmal Italien gesehen zu haben, ist bereit, alles aufs Spiel zu setzen. Paul Gompitz will sich die Reisefreiheit erkämpfen und setzt dafür sein Leben aufs Spiel und ist bereit, Jahre dafür zu warten.

Mögliche Antworten :

a) einerseits kann man den Wunsch der Hauptperson verstehen, denn er möchte selbst erleben, was er über Seume in der Schule gelesen hat. Außerdem will Paul Gompitz seinem Land nicht endgültig den Rücken kehren und fliehen, sondern wieder nach Rostock und zu seiner Frau zurückkehren. Er möchte die Freiheit erleben und selbst entscheiden.

b) andererseits kann man aber den Wunsch von Paul Gompitz schwer verstehen. Warum will er seine Heimat, sein Land verlassen, von dem er weiß, dass es kein schöneres gibt? Er hat dort alles, was man sich wünschen kann : „kann nach Laune schwimmen, segeln, lesen, wandern oder ein Mädchen gewinnen“ . Auch die obige Beschreibung, die die Ostseeküste als ein Paradies beschreibt, macht diesen Wunsch nicht nachvollziehbar.

 

Jedoch: Reisefreiheit gehört zu den Grundrechten einer Demokratie, auf das man nicht verzichten möchte. Reisefreiheit ist wichtig, um dorthin reisen zu dürfen, wohin man will. Einschränkungen ergeben sich von allein zum Beispiel, wenn in dem gewählten Land ein Krieg oder politischen Unruhen herrschen, bzw. das Land vom Tourismus ausgeschlossen ist wie die Diktatur Nordkoreas. Freie Wahl des Wohnortes, freie Wahl eines Urlaubsziels. Die Möglichkeit Freunde, Familie dort zu besuchen, wo sie wohnen bzw. sich gerade aufhalten. Nicht immer werden alle Möglichkeiten der Reisefreiheit ausgenutzt, teilweise aus finanziellen Gründen, jedoch weiß man als Bürger einer Demokratie, dass einem dieses Recht zusteht. Deshalb kann man den Wunsch von Paul Gompitz, sich frei zu bewegen, durchaus verstehen.

 

Zur Reisesehnsucht:

  • geografisches Ziel = Syrakus tatsächliches Ziel = Selbstentdeckung : große Sehnsucht nach Helga, Gefühl der Isolierung (Rom, Brief an Helga), Desillusionierung (Syrakus), aber auch der Begeisterung (Mantua > Rigoletto)

  • Reise zu sich selbst: "Man reist nicht um anzukommen, man reist, um zu reisen" (Goethe) - Der Weg ist das Ziel (Redewendung, vom Erzähler zitiert) - Hier geht es um Selbsterkenntnis

  • eigentliches Ziel der Reise = Grenzdurchbruch und Bestehen auf dem Grundrecht der Reisefreiheit Kritik des Regimes, politische Geste

  • Desorientierung in der Fremde noch stärkeres Bewusstsein der Heimatverbundenheit (Liebe der Landschaft und Menschen)

  • ANDERE MÖGLICHE FRAGE:

Erläutern Sie das Bild der DDR im Roman. Beispiele aus der Literatur und dem Film können auch zum Vergleich herangezogen werden.

 

Vorbemerkungen:

- Das Bild der DDR ist das eines Westautors und nicht eines Ostautors. Er hat aber als Lektor vor der Wende einen regen Kontakt zu DDR-Autoren gehabt und kennt daher die DDR gut.

- Das Bild der DDR entsteht einzig durch die Perspektive von Paul Gompitz, es ist also kein vielseitiges Bild.

- Das Bild der DDR entsteht zum Teil als Kontrastbild zum Bild der BRD und Italiens.

Hier im Text erscheint die DDR als ein Land, das seinen ehrlichen Bürgern die Reisefreiheit verwehrt. Diese Haltung wird hier sogar durch das Bild der nackten Stasileute am FKK-Strand ins Lächerliche gezogen.

Insgesamt ist die DDR im Roman ein Regime, das seine Bürger unterdrückt und kein Verständnis für sie hat. Überwachungsstaat mit Verhören, Festnahmen von Bürgern (S. 54), Stasi am FKK-Strand, in den Kneipen, Militärparaden

- Die Schikanen an der Grenze werden thematisiert (siehe Reisen in die CSSR).

- Die DDR als Staat, der seine Bürger in die Illegalität treibt und zum inneren Widerstand erzieht.

- Die DDR als Land, wo die Propaganda ein Machtinstrument ist: Siehe „Vertiefung der Beziehungen durch Städtepartnerschaften“

- „ein Land in Agonie“ , „das einzige, was noch klappt in diesem Land, ist die Grenze.

- Die DDR als ein Land, das Paare auseinander treibt: Paul und Helga

- Ein Land, wo Bildung einen persönlichen Wert hat

 

Ein Land, in dem die Regeln klar sind (im Gegensatz zu der BRD Betrug des Arbeitgebers)

- Ein Land, das allen eine wirtschaftliche Basis garantiert (S. 58, 114, …) auch den Zugang zur Arbeit, aber doch eine Mangelwirtschaft hat (S. 22)

- Ein Land, in dem manche Privilegien haben (Intershops), besonders die „Bonzen aus dem Politbüro“ (S. 22)

- Die DDR ist für die BRD-Bürger ein unbekanntes Land: Siehe Westdeutsche in Prag oder die Studenten aus Karlsruhe

 

Durch Pauls Blick auf die BRD bekommt der Leser eine Vorahnung von den Schwierigkeiten der deutsch-deutschen Verständigung nach der Wende („…hier muß man mitlügen und hochstapeln, wenn man aufsteigen will… fast alle haben fast alles, und trotzdem freut sich keiner so richtig am Wohlstand, alle klagen sie oder demonstrieren.“)

 

 

Bilanz: Kein sehr differenziertes Bild der DDR, auch kein sehr präzises Bild. Andere Romane oder Werke bieten mehr (z.B. „Der Turm“ von Tellkamp)

 

 

 

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